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Die '''Analyse von Pressetexten''' kristallisiert sich etwa seit dem Jahr 2000 in einer gegenwarts- und kulturbezogenen Sprachwissenschaft als zentrale Methode von Untersuchungen heraus, deren Ziel es ist, einen Überblick über gesamtgesellschaftliche Denk-, Sprech- und Handlungsweisen in Bezug auf zentrale Probleme dieser Gesellschaften zu geben. Als primäre theoretische Bezugsgröße gilt dabei die Diskursanalyse.
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Die '''Analyse von Pressetexten''' kristallisiert sich etwa seit dem Jahr 2000 in einer gegenwarts- und kulturbezogenen Sprachwissenschaft als prägende Methode von Untersuchungen heraus, deren Ziel es ist, einen Überblick über gesamtgesellschaftliche Denk-, Sprech- und Handlungsweisen in Bezug auf zentrale Probleme dieser Gesellschaften zu geben. Als primäre theoretische Bezugsgröße gilt dabei der Begriff des Diskurses.
  
 
==Diskurs und Diskursanalyse==
 
==Diskurs und Diskursanalyse==
Der von dem französischen Philosophen, Historiker und Soziologen Michel Foucault ab Ende der 1960er Jahre geprägte Diskursbegriff<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Foucault, Michel|Titel=Die Ordnung des Diskurses|Ort=Frankfurt am Main|Verlag=Fischer|Jahr=1991}}</ref> ging in verschiedene geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsfelder ein. Spätestens durch einen Aufsatz der Sprachwissenschaftler Dietrich Busse und Wolfgang Teubert<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Busse, Dietrich/Teubert, Wolfgang |Titel=Ist Diskurs ein sprachwissenschaftliches Objekt? Zur Methodenfrage der historischen Semantik|Herausgeber*in=Busse, Dietrich/Hermanns, Fritz/Teubert, Wolfgang|Sammelband=Begriffsgeschichte und Diskursgeschichte. Methodenfragen und Forschungsergebnisse der historischen Semantik|Ort=Opladen|Verlag=Westdeutscher|Jahr=1994|Seite=10-28}}</ref> nimmt eine linguistische Forschung stetig zu, die sich der Analyse gesellschaftlichen Wissens und Handelns hinwendet, das sowohl in Sprache und Kommunikation vorbereitet wird und sich darin wiederum auch niederschlägt. Ausgehend von diesen Diskursanalysen identifiziert und präzisiert der Sprachwissenschaftler Andreas Gardt den folgenden Diskursbegriff für die Linguistik:
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Der von dem französischen Philosophen, Historiker und Soziologen [[Michel Foucault]] ab Ende der 1960er Jahre geprägte Diskursbegriff<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Foucault, Michel|Titel=Die Ordnung des Diskurses|Ort=Frankfurt am Main|Verlag=Fischer|Jahr=1991}}</ref> ging in verschiedene geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsfelder ein. Spätestens durch einen Aufsatz der Sprachwissenschaftler [[Dietrich Busse]] und [[Wolfgang Teubert]]<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Busse, Dietrich/Teubert, Wolfgang |Titel=Ist Diskurs ein sprachwissenschaftliches Objekt? Zur Methodenfrage der historischen Semantik|Herausgeber*in=Busse, Dietrich/Hermanns, Fritz/Teubert, Wolfgang|Sammelband=Begriffsgeschichte und Diskursgeschichte. Methodenfragen und Forschungsergebnisse der historischen Semantik|Ort=Opladen|Verlag=Westdeutscher|Jahr=1994|Seite=10-28}}</ref> nimmt eine linguistische Forschung stetig zu, die sich der Analyse gesellschaftlichen Wissens und Handelns hinwendet, das sowohl in Sprache und Kommunikation vorbereitet wird und sich darin wiederum auch niederschlägt. Ausgehend von diesen Diskursanalysen identifiziert und präzisiert der Sprachwissenschaftler [[Andreas Gardt]] den folgenden Diskursbegriff für die Linguistik:
 
<blockquote>„Ein Diskurs ist die Auseinandersetzung mit einem Thema,
 
<blockquote>„Ein Diskurs ist die Auseinandersetzung mit einem Thema,
  
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– als auch aktiv prägt und dadurch handlungsleitend für die zukünftige Gestaltung der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Bezug auf dieses Thema wirkt.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Gardt, Andreas|Titel=Diskursanalyse – Aktueller theoretischer Ort und methodische Möglichkeiten|Herausgeber*in=Warnke, Ingo H./Spitzmüller, Jürgen|Sammelband=Diskurslinguistik nach Foucault. Theorie und Gegenstände|Ort=Berlin/New York|Verlag=de Gruyter|Jahr=2007|Seite=30}}</ref></blockquote>
 
– als auch aktiv prägt und dadurch handlungsleitend für die zukünftige Gestaltung der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Bezug auf dieses Thema wirkt.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Gardt, Andreas|Titel=Diskursanalyse – Aktueller theoretischer Ort und methodische Möglichkeiten|Herausgeber*in=Warnke, Ingo H./Spitzmüller, Jürgen|Sammelband=Diskurslinguistik nach Foucault. Theorie und Gegenstände|Ort=Berlin/New York|Verlag=de Gruyter|Jahr=2007|Seite=30}}</ref></blockquote>
So könnte man als konkretes Anwendung dieser Definition die Untersuchung des Klimawandeldiskurses heranziehen,<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Tereick, Jana|Titel=Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2016}}</ref> in dem sich die Auseinandersetzung mit dem Problemkomplex des menschengemachten Klimawandels u. a. in Form von Tweets, Protestrufen und -schildern, Interviews, populärwissenschaftlichen Texten und eben nicht zuletzt auch in der massenmedialen Berichterstattung zeigt. Diese Diskussion wird von Bewegungen wie Fridays for Future oder Parteien wie der CDU etc. getragen und in ihren Äußerungen und Texten zeigen sich ihre Haltungen und ihr Wissen, welche wiederum das Handeln in Bezug auf den Problemkomplex Klimawandel prägen.
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So könnte man als konkretes Anwendungsbeispiel dieser Definition die Untersuchung des Klimawandeldiskurses heranziehen,<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Tereick, Jana|Titel=Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2016}}</ref> in dem sich die Auseinandersetzung mit dem Problemkomplex des menschengemachten Klimawandels u. a. in Form von Tweets, Protestrufen und -schildern, Interviews, populärwissenschaftlichen Texten oder eben nicht zuletzt auch in der massenmedialen Berichterstattung zeigt. Diese Diskussion wird von Bewegungen wie Fridays for Future oder Parteien wie der CDU etc. getragen und in ihren Äußerungen und Texten zeigen sich ihre Haltungen und ihr Wissen, welche wiederum das Handeln in Bezug auf den Problemkomplex Klimawandel prägen.
  
 
==Relevanz massenmedialer Berichterstattung in der Gesellschaft und als Analyseobjekt==
 
==Relevanz massenmedialer Berichterstattung in der Gesellschaft und als Analyseobjekt==
 
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Das Aufkommen neuer Kommunikationsmöglichkeiten durch die Entwicklung des Internets steht zunehmend im Fokus von Fragen der sprachwissenschaftlichen Diskursanalyse. Während sich ältere Arbeiten vornehmlich auf schriftsprachliche Korpora – ein Textkorpus ist eine zu wissenschaftlichen Zwecken  angelegte Zusammenstellung von Texten/Äußerungen – bestimmter Presseorgane beziehen,<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Kalwa, Nina|Titel=Das Konzept »Islam«. Eine diskurslinguistische Untersuchung|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2013}}</ref><ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Lautenschläger, Sina|Titel=Geschlechtsspezifische Körper- und Rollenbilder. Eine korpuslinguistische Untersuchung|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2017}}</ref>  
 
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rücken zunehmend auch Social Media und eine [[Multimodalität|multimodale Perspektivierung]] von Massenmedien ins Zentrum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung.
Die sprachwissenschaftliche Erforschung der Kommunikation im Umfeld von Kunst ist ein noch recht junges Gebiet, dessen intensive Erforschung erst Anfang der 2000er Jahre Fahrt aufnimmt. So können noch 2016 Heiko Hausendorf und Marcus Müller festhalten:
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Dennoch ist die Bedeutung der historisch länger etablierten Massenmedien nicht zu unterschätzen. So argumentieren die Kulturwissenschaftlerin [[Clara S. Thompson]] und der Politikwissenschaftler [[Max Goldenbaum]] in Bezug auf die Fridays for Future-Bewegung:
<blockquote>„Zwar ist das Verhältnis von Sprache und (Bildender) Kunst immer wieder grundsätzlich thematisiert worden. Über den gesellschaftlichen Funktionsbereich der Kunst und seine sprachlichen Anteile wissen wir aber nach wie vor viel weniger als über die anderen Funktionsbereiche der Gesellschaft.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Hausendorf, Heiko/Müller, Marcus|Titel=Sprache in der Kunstkommunikation – Einleitung|Herausgeber*in=Hausendorf, Heiko/Müller, Marcus|Sammelband=Handbuch Sprache in der Kunstkommunikation|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2016|Seite=IX}}</ref></blockquote>
 
Die Kommunikation über Kunst als gesellschaftlichem Funktionsbereich (neben anderen Bereichen wie Politik, Wirtschaft, Recht etc.) steht im Fokus der sprachwissenschaftlichen Forschung. Eine zentrale Annahme ist dabei, dass „Kommunikation mit und durch Kunstwerke [...] ohne einen sprachlich konstituierten Kunstdiskurs nicht denkbar [ist], wie (fast) jede Gegenwartsausstellung von Kunst mit ihren vielen und vielfältigen sprachlichen Bezugnahmen am Kunstwerk (in der Nähe des Kunstwerks) belegt.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Hausendorf, Heiko/Müller, Marcus|Titel=Sprache in der Kunstkommunikation|Herausgeber*in=Hausendorf, Heiko/Müller, Marcus|Sammelband=Handbuch Sprache in der Kunstkommunikation|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2016|Seite=437}}</ref>
 
 
 
==Relevanz von Kunstkommunikation für das Thema Klimawandel==
 
Insbesondere Großausstellungen wie die Biennale in Venedig oder die [[documenta]] in Kassel sind im Wesentlichen nicht nur Ausstellungsorte für Kunstobjekte, sondern erheben in ihrer Gesamtkomposition den Anspruch, eine Bestandsaufnahme global und gegenwärtig relevanter Themen zu sein, die sich in Form von Kunstobjekten manifestiert und über andere Zeichenträger (Kataloge, Führungen, Kritiken etc.) diskursiv ausgehandelt und in die Gesellschaft hineingetragen wird. Dass vor diesem Hintergrund zunehmend auch der Klimawandel (zum Beispiel in Form von [[Umweltaktivistische Kunst|umweltaktivistischer Kunst]]) thematisiert wird, ist naheliegend und einer der zentralen Gründe, sich im vorliegenden [[Living Handbook]] mit Kunstkommunikation auseinanderzusetzen.
 
 
 
==Warum ist das Kunst? – Kunstwertstiftung als Funktion der Kunstkommunikation==
 
Neben den zentralen Funktionen der Kunstkommunikation<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Hausendorf, Heiko|Titel=Kunstkommunikation|Herausgeber*in=Habscheid, Stephan|Sammelband=Textsorten, Handlungsmuster, Oberflächen. Linguistische Typologien der Kommunikation|Ort=Berlin/New York|Verlag=De Gruyter|Jahr=2011|Seite=509-535}}</ref>, ist insbesondere die Unterfunktion der Kunstwertstiftung relevant, wenn es darum geht, dass Kunstobjekte in der Öffentlichkeit wahrgenommen und die von ihnen transportierten Inhalte (beispielsweise Klimapolitik) auch außerhalb eines Kreises von Fachleuten und Eingeweihten diskutiert werden.
 
Als Versuch der Kunstwertstiftung wird jegliche kommunikative Handlung verstanden, die Rezipierenden vermitteln soll, dass es sich bei einem Objekt um Kunst handelt. Der Begriff der Kunstwertstiftung ist sehr dicht und damit nicht unbedingt intuitiv erschließbar, insofern ließe sich seine wortwörtliche Bedeutung so herleiten: Der (Mehr-)Wert eines Objekts als Kunst wird erklärt und damit kommunikativ gestiftet – so wie man beispielsweise auch Sinn stiftet etc. Die Sprachwissenschaftlerin Rahel Ziethen fasst zusammen, dass bevor Kunstkommunikation beginnen könne, „das Gezeigte als ‚Kunst’ überhaupt erst einmal glaubhaft gemacht werden muss“.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Ziethen, Rahel|Titel=Textsorte Ausstellungskatalog|Herausgeber*in=Hausendorf, Heiko/Müller, Marcus|Sammelband=Handbuch Sprache in der Kunstkommunikation|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2016|Seite=412}}</ref> Sie betont, dass dies insbesondere bei zeitgenössischer Kunst erforderlich sei.
 
 
 
==Vier Strategien der Kunstwertstiftung==
 
 
 
Kommunikative Strategien der Kunstwertstiftung sind von gesellschaftlicher Bedeutung, da die Kunstobjekte einer Kunstgroßausstellung sowie die darin transportierten Inhalte üblicherweise in der Absicht produziert und kommunikativ eingerahmt werden, einem möglichst breiten Publikum zugänglich gemacht zu werden. Darunter fallen auch die Handlungsappelle, die [[umweltaktivistische Kunst]] im Rahmen einer Großausstellung an ihr Publikum herantragen will. Kurz gefasst: Kunstwertstiftung ist notwendig, denn wenn ein Kunstobjekt nicht als solches wahrgenommen wird, wird auch die damit zu vermittelnde Botschaft nicht wahrgenommen; ein Zeichenträger, der nicht als solcher verstanden wird, wird auch nicht gelesen.
 
 
 
Es lassen sich vier kommunikative Strategien der Kunstwertstiftung unterscheiden, die insbesondere dann eingesetzt werden, wenn Kunstlai*innen vermittelt werden soll, dass es sich bei einem Objekt um Kunst handelt. Diese Strategien wurden anhand von Katalogtexten der [[documenta]]-Ausstellungen 12, 13 und 14 herausgearbeitet:<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Reszke, Paul|Titel=Empathie in der Wissensdomäne Kunst. Das Beispiel documenta 14|Herausgeber*in=Jacob, Katharina/Konerding, Klaus-Peter/Liebert, Wolf-Andreas|Sammelband=Sprache und Empathie. Linguistische und interdisziplinäre Zugänge|Ort=Berlin/München/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2020|Seite=581-618}}</ref>
 
 
 
 
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I. materiell-handwerkliche Ebene
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Obwohl ihre Anliegen und Narrative auch durch soziale Medien in die Öffentlichkeit gebracht werden können, versprechen sie nicht die gleiche Reichweite wie Massenmedien. Da die Massenmedien aktive Mitgestalter der Erzählung über die Klimakrise sind, sind soziale Bewegungen davon abhängig, dass ihre Themen in die Medien gebracht werden. Massenmedien bestimmen maßgeblich mit, welche Geschichten sich durchsetzen, und können dadurch die Meinung von Medienrezipient_innen beeinflussen. Diese können dann durch ihre Rolle als Wähler_innen, Konsument_innen oder Unterstützer_innen entsprechende Reaktionen in der Politik und Wirtschaft hervorrufen.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Goldenbaum, Max/Thompson, Clara S.|Titel=Fridays for Future im Spiegel der Medienöffentlichkeit|Herausgeber*in=Haunss, Sebastian/Sommer, Moritz|Sammelband=Fridays for Future – Die Jugend gegen den Klimawandel. Konturen der weltweiten Protestbewegung|Ort=Bielefeld|Verlag=transcript|Jahr=2020|Seite=184}}</ref></blockquote>
*Beschreibung von Details und ihrem Bezug zum Ganzen
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Insofern bleibt eine Analyse zentraler Presseorgane und ihrer Online-Ableger wie beispielsweise des Magazins [[Berichterstattung über die Waldbrände in Kalifornien 2020|Der Spiegel]] oder der [[Süddeutschen Zeitung]] unverzichtbar, möchte man herausarbeiten, inwiefern und inwieweit größere Problemkomplexe wie der Klimawandel durch die Gesellschaft wahrgenommen und angegangen werden.
*Beschreibung von Techniken und Arbeitsprozessen (z. B. Material sammeln und anordnen)
 
*Nutzung von Material/technikbezogenen Fachtermini
 
*Nennen und Zitieren anderer Autoritäten/Fachleute (für [Kunst-]Techniken)
 
 
 
 
 
II. ästhetisch-psychologische Ebene
 
*übliche Wirkung auf die Rezipierenden beschreiben (z. B. „zunächst abschreckend“)
 
*Beschreibung von Emotionen und Urteilen anderer (Fachleute oder Laien)
 
*Innovation der Arbeit durch innovative Sprache signalisieren
 
*Arbeit als Widerspiegelung eines Zeitgeistes deuten
 
*ästhetische Entsprechung von Beschreibung und Beschriebenem, Nutzung poetischer Sprache
 
*prozessuale Verben als Signal für Dynamik (z. B. „abarbeiten“)
 
*Appellstruktur, Text als Einladung zur quasi-gemeinsamen Betrachtung
 
  
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== Sprachwissenschaftliche Analyse von Pressetexten ==
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Die Etablierung der Pressetextanalyse als zentralem Zugang zu gesellschaftlichem Wissen durch die Sprachwissenschaft hat eine Vielzahl methodischer Ansätze hervorgebracht, die sich je nach thematischem Schwerpunkt oder ausgewähltem Korpus richten. Um die wachsende Methodenvielfalt zu überblicken, entstehen inzwischen auch wissenschaftliche Übersichtsartikel, die die einzelnen Ansätze zu einem kohärenten methodischen Vorgehen zusammenführen.
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Ein Beispiel dieser Bemühungen stellt die Untersuchung Andreas Gardts dar, der die einzelnen Ansätze den drei folgenden Leitperspektiven auf Textanalysen unterordnet.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Gardt, Andreas|Titel=Textanalyse als Basis der Diskursanalyse. Theorie und Methoden|Herausgeber*in=Felder, Ekkehard|Sammelband=Faktizitätsherstellung in Diskursen. Die Macht des Deklarativen|Ort=Berlin/New York|Verlag=De Gruyter|Jahr=2013|Seite=29-55}}</ref>
  
III. (kunst)historische Ebene
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===Kommunikativ-pragmatischer Rahmen===
*Einbettung in ein Genre

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Eine Analyse beginnt üblicherweise mit einer kurzen Charakterisierung des untersuchten Presseorgans. In einer modernen Mediengesellschaft ist es für die Sprachbenutzer*innen selbstverständlich, zum Beispiel Zeitungen ein bestimmtes Ethos zuordnen zu können, oder alltagssprachlicher ausgedrückt: Ein bestimmtes Image, das im Wechselspiel zwischen dem Presseorgan und ihren Rezipient*innen gewachsen ist. Das heißt, es werden bestimmte Erwartungen an eine Zeitung herangetragen, und sowohl die Bestätigung als auch die Hinterfragung dieser Erwartungen ist aus linguistischer Sicht interessant. In jedem Falle aber rahmt bereits dieses Wissen auf Produzierenden- und Rezipierendenseite die in den Zeitungen verhandelten Inhalte ein.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Reszke, Paul|Titel=Wissensdynamik in der Mediengesellschaft. Der Diskurs über Schulamokläufe|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2013|Seite=68-70}}</ref><ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Tereick, Jana|Titel=Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2016|Seite=109-128}}</ref>
*Tradition, aber auch Bruch mit der Tradition
 
*kuratorische und inszenatorische Einbettung mit Kunstobjekt verknüpfen

 
*Intertextualität und Intermedialität (im weiten Sinne) aufzeigen
 
*Gegenwartsbezug herstellen

 
*Einbettung in die Mediengeschichte
 
*Abgrenzung von anderer Kunst
 
  
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[[Datei:Textsemantisches_Analyseraster_nach_Gardt_(2013).png|thumb|Übersicht über die drei Ebenen des textsemantischen Analyserasters nach Gardt<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Gardt, Andreas|Titel=Textanalyse als Basis der Diskursanalyse. Theorie und Methoden|Herausgeber*in=Felder, Ekkehard|Sammelband=Faktizitätsherstellung in Diskursen. Die Macht des Deklarativen|Ort=Berlin/New York|Verlag=De Gruyter|Jahr=2013|Seite=29-55}}</ref> mit Beispielen]]
  
IV. (werk)biographische Ebene
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===Textuelle Makrostruktur===
*Markierung des Status der Kunstschaffenden als Autoritäten oder als Innovatoren
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Makrostrukturelle Beobachtungen bilden vereinfacht ausgedrückt den ersten Eindruck ab, den sich Rezipierende über einen Text verschaffen. Sie basieren auf Beschreibungen von Themenentfaltungen, die sich anhand von Titeln und Untertiteln, Bildern und ihren Bildunterschriften sowie dem Layout ganzer Seiten oder auch ganzer Zeitungen/Websites nachvollziehen lassen – ist ein Text eher darstellend/berichtend oder meinungsbildend/argumentierend? Die zeitliche Abfolge, in der bestimmte Themen in einem Presseorgan auftauchen und sich weiterentwickeln, spielt hierbei ebenfalls eine zentrale Rolle – bis hin zum konkreten Veröffentlichungszeitpunkt bei Online-Publikationen: Ist es für den Text zentral, möglichst zeitnah zum berichteten Ereignis zu erscheinen, oder wird eher später, dafür aber vielschichtiger/reflektierter berichtet?<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Reszke, Paul|Titel=Wissensdynamik in der Mediengesellschaft. Der Diskurs über Schulamokläufe|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2013|Seite=68-70}}</ref><ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Tereick, Jana|Titel=Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2016|Seite=109-128}}</ref>
*Verbindung zu anderen Arbeiten der Kunstschaffenden
 
*Idee/Konzept hinter den Arbeiten nacherzählen
 
*Anekdoten aus dem Leben der Kunstschaffenden
 
*Zitate der Kunstschaffenden

 
*sozialpolitische Herkunft der Kunstschaffenden als Produktionsantrieb/-hintergrund deuten

 
*Beschreibung des Habitus der Kunstschaffenden/ihres Verhaltens, Schlussfolgerung auf Arbeiten <ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Reszke, Paul|Titel=Empathie in der Wissensdomäne Kunst. Das Beispiel documenta 14|Herausgeber*in=Jacob, Katharina/Konerding, Klaus-Peter/Liebert, Wolf-Andreas|Sammelband=Sprache und Empathie. Linguistische und interdisziplinäre Zugänge|Ort=Berlin/München/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2020|Seite=611}}</ref>
 
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Aus diesen vier Ebenen werden in den untersuchten Katalogtexten jeweils mindestens drei genutzt. Erst durch das Zusammenspiel mindestens dreier dieser Ebenen wird Rezipierenden plausibel gemacht, dass ein Objekt als Kunst gelten kann.<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Reszke, Paul|Titel=Empathie in der Wissensdomäne Kunst. Das Beispiel documenta 14|Herausgeber*in=Jacob, Katharina/Konerding, Klaus-Peter/Liebert, Wolf-Andreas|Sammelband=Sprache und Empathie. Linguistische und interdisziplinäre Zugänge|Ort=Berlin/München/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2020|Seite=613}}</ref>
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===Textuelle Mikrostruktur===
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Auf der Mikroebene der Texte können vielfältigste Sprachmuster auffallen. Für den Klimawandeldiskurs können aufgrund der Komplexität des Themas zum Beispiel Metaphern und Analogien im Vordergrund einer Analyse stehen, mit denen dieses Phänomen greifbar gemacht wird – so vermittelt eine Abbildung der  Erde als ein trauriges Gesicht mit Thermometer im Mund das Konzept Klimawandel als Krankheit. Aber auch mehr oder weniger implizite Argumentationsmuster können sich zeigen, wenn beispielsweise durch die häufige oder bevorzugte Nutzung zentraler Schlagwörter bestimmte Maßnahmen gegenüber anderen als dringlicher perspektiviert werden – ist es ein ''Klimawandel'', eine ''Klimakrise'' oder eine ''Klimakatastrophe''?<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Reszke, Paul|Titel=Wissensdynamik in der Mediengesellschaft. Der Diskurs über Schulamokläufe|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2013|Seite=68-70}}</ref><ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Tereick, Jana|Titel=Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora|Ort=Berlin/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2016|Seite=109-128}}</ref>
  
Das folgende Zitat führt das Zusammenspiel der materiell-handwerklichen sowie der ästhetisch-psychologischen Ebene vor Augen:
 
<blockquote>„Es wird beispielsweise betont, dass [bestimmte Künstler*innen] schon lange oder mit besonderer Charakteristik mit bestimmten Medien, Materialien oder Techniken arbeiten, so wie hier in einem Text des documenta-14-Kurators Pierre Bal-Blanc, in dem er den albanischen Maler Edi Hila direkt anspricht: ‚Ich frage mich, ob das Gefühl der Entkörperlichung, das Ihre Arbeiten hervorrufen, auch darauf zurückzuführen ist, dass Sie nahezu zwei Jahrzehnte an der Akademie der Künste in Tirana Malerei gelehrt haben.’ (Latimer/Szymczyk 2017, „1. Juli“)
 
[…] Das letzte Zitat Bal-Blancs zeigt auch eine übliche Vernetzung zweier Muster zur Kunstwertstiftung auf. Durch instrumentale, finale oder konsekutive Junktoren (so, indem, damit, um...zu etc., im Beispiel syntagmatisch komplexer: „darauf zurückzuführen, dass“) werden Ebene I und II so verknüpft, dass sich aus der Gestaltung des Kunstobjekts eine bestimmte Wirkung ableiten lässt.“<ref>{{Quellen-Literatur|Autor*in=Reszke, Paul|Titel=Empathie in der Wissensdomäne Kunst. Das Beispiel documenta 14|Herausgeber*in=Jacob, Katharina/Konerding, Klaus-Peter/Liebert, Wolf-Andreas|Sammelband=Sprache und Empathie. Linguistische und interdisziplinäre Zugänge|Ort=Berlin/München/Boston|Verlag=De Gruyter|Jahr=2020|Seite=611-612}}</ref></blockquote>
 
  
  

Aktuelle Version vom 11. Mai 2021, 17:28 Uhr

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Vorlage:Infobox-Pressetextanalyse Die Analyse von Pressetexten kristallisiert sich etwa seit dem Jahr 2000 in einer gegenwarts- und kulturbezogenen Sprachwissenschaft als prägende Methode von Untersuchungen heraus, deren Ziel es ist, einen Überblick über gesamtgesellschaftliche Denk-, Sprech- und Handlungsweisen in Bezug auf zentrale Probleme dieser Gesellschaften zu geben. Als primäre theoretische Bezugsgröße gilt dabei der Begriff des Diskurses.

Diskurs und Diskursanalyse

Der von dem französischen Philosophen, Historiker und Soziologen Michel Foucault ab Ende der 1960er Jahre geprägte Diskursbegriff[1] ging in verschiedene geistes- und kulturwissenschaftliche Forschungsfelder ein. Spätestens durch einen Aufsatz der Sprachwissenschaftler Dietrich Busse und Wolfgang Teubert[2] nimmt eine linguistische Forschung stetig zu, die sich der Analyse gesellschaftlichen Wissens und Handelns hinwendet, das sowohl in Sprache und Kommunikation vorbereitet wird und sich darin wiederum auch niederschlägt. Ausgehend von diesen Diskursanalysen identifiziert und präzisiert der Sprachwissenschaftler Andreas Gardt den folgenden Diskursbegriff für die Linguistik:

„Ein Diskurs ist die Auseinandersetzung mit einem Thema,

– die sich in Äußerungen und Texten der unterschiedlichsten Art niederschlägt,

– von mehr oder weniger großen gesellschaftlichen Gruppen getragen wird,

– das Wissen und die Einstellungen dieser Gruppen zu dem betreffenden Thema sowohl spiegelt

– als auch aktiv prägt und dadurch handlungsleitend für die zukünftige Gestaltung der gesellschaftlichen Wirklichkeit in Bezug auf dieses Thema wirkt.“[3]

So könnte man als konkretes Anwendungsbeispiel dieser Definition die Untersuchung des Klimawandeldiskurses heranziehen,[4] in dem sich die Auseinandersetzung mit dem Problemkomplex des menschengemachten Klimawandels u. a. in Form von Tweets, Protestrufen und -schildern, Interviews, populärwissenschaftlichen Texten oder eben nicht zuletzt auch in der massenmedialen Berichterstattung zeigt. Diese Diskussion wird von Bewegungen wie Fridays for Future oder Parteien wie der CDU etc. getragen und in ihren Äußerungen und Texten zeigen sich ihre Haltungen und ihr Wissen, welche wiederum das Handeln in Bezug auf den Problemkomplex Klimawandel prägen.

Relevanz massenmedialer Berichterstattung in der Gesellschaft und als Analyseobjekt

Das Aufkommen neuer Kommunikationsmöglichkeiten durch die Entwicklung des Internets steht zunehmend im Fokus von Fragen der sprachwissenschaftlichen Diskursanalyse. Während sich ältere Arbeiten vornehmlich auf schriftsprachliche Korpora – ein Textkorpus ist eine zu wissenschaftlichen Zwecken angelegte Zusammenstellung von Texten/Äußerungen – bestimmter Presseorgane beziehen,[5][6] rücken zunehmend auch Social Media und eine multimodale Perspektivierung von Massenmedien ins Zentrum der wissenschaftlichen Auseinandersetzung. Dennoch ist die Bedeutung der historisch länger etablierten Massenmedien nicht zu unterschätzen. So argumentieren die Kulturwissenschaftlerin Clara S. Thompson und der Politikwissenschaftler Max Goldenbaum in Bezug auf die Fridays for Future-Bewegung:

Obwohl ihre Anliegen und Narrative auch durch soziale Medien in die Öffentlichkeit gebracht werden können, versprechen sie nicht die gleiche Reichweite wie Massenmedien. Da die Massenmedien aktive Mitgestalter der Erzählung über die Klimakrise sind, sind soziale Bewegungen davon abhängig, dass ihre Themen in die Medien gebracht werden. Massenmedien bestimmen maßgeblich mit, welche Geschichten sich durchsetzen, und können dadurch die Meinung von Medienrezipient_innen beeinflussen. Diese können dann durch ihre Rolle als Wähler_innen, Konsument_innen oder Unterstützer_innen entsprechende Reaktionen in der Politik und Wirtschaft hervorrufen.[7]

Insofern bleibt eine Analyse zentraler Presseorgane und ihrer Online-Ableger wie beispielsweise des Magazins Der Spiegel oder der Süddeutschen Zeitung unverzichtbar, möchte man herausarbeiten, inwiefern und inwieweit größere Problemkomplexe wie der Klimawandel durch die Gesellschaft wahrgenommen und angegangen werden.

Sprachwissenschaftliche Analyse von Pressetexten

Die Etablierung der Pressetextanalyse als zentralem Zugang zu gesellschaftlichem Wissen durch die Sprachwissenschaft hat eine Vielzahl methodischer Ansätze hervorgebracht, die sich je nach thematischem Schwerpunkt oder ausgewähltem Korpus richten. Um die wachsende Methodenvielfalt zu überblicken, entstehen inzwischen auch wissenschaftliche Übersichtsartikel, die die einzelnen Ansätze zu einem kohärenten methodischen Vorgehen zusammenführen. Ein Beispiel dieser Bemühungen stellt die Untersuchung Andreas Gardts dar, der die einzelnen Ansätze den drei folgenden Leitperspektiven auf Textanalysen unterordnet.[8]

Kommunikativ-pragmatischer Rahmen

Eine Analyse beginnt üblicherweise mit einer kurzen Charakterisierung des untersuchten Presseorgans. In einer modernen Mediengesellschaft ist es für die Sprachbenutzer*innen selbstverständlich, zum Beispiel Zeitungen ein bestimmtes Ethos zuordnen zu können, oder alltagssprachlicher ausgedrückt: Ein bestimmtes Image, das im Wechselspiel zwischen dem Presseorgan und ihren Rezipient*innen gewachsen ist. Das heißt, es werden bestimmte Erwartungen an eine Zeitung herangetragen, und sowohl die Bestätigung als auch die Hinterfragung dieser Erwartungen ist aus linguistischer Sicht interessant. In jedem Falle aber rahmt bereits dieses Wissen auf Produzierenden- und Rezipierendenseite die in den Zeitungen verhandelten Inhalte ein.[9][10]

Übersicht über die drei Ebenen des textsemantischen Analyserasters nach Gardt[11] mit Beispielen

Textuelle Makrostruktur

Makrostrukturelle Beobachtungen bilden vereinfacht ausgedrückt den ersten Eindruck ab, den sich Rezipierende über einen Text verschaffen. Sie basieren auf Beschreibungen von Themenentfaltungen, die sich anhand von Titeln und Untertiteln, Bildern und ihren Bildunterschriften sowie dem Layout ganzer Seiten oder auch ganzer Zeitungen/Websites nachvollziehen lassen – ist ein Text eher darstellend/berichtend oder meinungsbildend/argumentierend? Die zeitliche Abfolge, in der bestimmte Themen in einem Presseorgan auftauchen und sich weiterentwickeln, spielt hierbei ebenfalls eine zentrale Rolle – bis hin zum konkreten Veröffentlichungszeitpunkt bei Online-Publikationen: Ist es für den Text zentral, möglichst zeitnah zum berichteten Ereignis zu erscheinen, oder wird eher später, dafür aber vielschichtiger/reflektierter berichtet?[12][13]

Textuelle Mikrostruktur

Auf der Mikroebene der Texte können vielfältigste Sprachmuster auffallen. Für den Klimawandeldiskurs können aufgrund der Komplexität des Themas zum Beispiel Metaphern und Analogien im Vordergrund einer Analyse stehen, mit denen dieses Phänomen greifbar gemacht wird – so vermittelt eine Abbildung der Erde als ein trauriges Gesicht mit Thermometer im Mund das Konzept Klimawandel als Krankheit. Aber auch mehr oder weniger implizite Argumentationsmuster können sich zeigen, wenn beispielsweise durch die häufige oder bevorzugte Nutzung zentraler Schlagwörter bestimmte Maßnahmen gegenüber anderen als dringlicher perspektiviert werden – ist es ein Klimawandel, eine Klimakrise oder eine Klimakatastrophe?[14][15]


Belege

  1. Foucault, Michel (1991): Die Ordnung des Diskurses. Frankfurt am Main: Fischer.
  2. Busse, Dietrich/Teubert, Wolfgang (1994): Ist Diskurs ein sprachwissenschaftliches Objekt? Zur Methodenfrage der historischen Semantik. In: Busse, Dietrich/Hermanns, Fritz/Teubert, Wolfgang (Hrsg.): Begriffsgeschichte und Diskursgeschichte. Methodenfragen und Forschungsergebnisse der historischen Semantik, Opladen: Westdeutscher, S. 10-28.
  3. Gardt, Andreas (2007): Diskursanalyse – Aktueller theoretischer Ort und methodische Möglichkeiten. In: Warnke, Ingo H./Spitzmüller, Jürgen (Hrsg.): Diskurslinguistik nach Foucault. Theorie und Gegenstände, Berlin/New York: de Gruyter, S. 30.
  4. Tereick, Jana (2016): Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora. Berlin/Boston: De Gruyter.
  5. Kalwa, Nina (2013): Das Konzept »Islam«. Eine diskurslinguistische Untersuchung. Berlin/Boston: De Gruyter.
  6. Lautenschläger, Sina (2017): Geschlechtsspezifische Körper- und Rollenbilder. Eine korpuslinguistische Untersuchung. Berlin/Boston: De Gruyter.
  7. Goldenbaum, Max/Thompson, Clara S. (2020): Fridays for Future im Spiegel der Medienöffentlichkeit. In: Haunss, Sebastian/Sommer, Moritz (Hrsg.): Fridays for Future – Die Jugend gegen den Klimawandel. Konturen der weltweiten Protestbewegung, Bielefeld: transcript, S. 184.
  8. Gardt, Andreas (2013): Textanalyse als Basis der Diskursanalyse. Theorie und Methoden. In: Felder, Ekkehard (Hrsg.): Faktizitätsherstellung in Diskursen. Die Macht des Deklarativen, Berlin/New York: De Gruyter, S. 29-55.
  9. Reszke, Paul (2013): Wissensdynamik in der Mediengesellschaft. Der Diskurs über Schulamokläufe. Berlin/Boston: De Gruyter, S. 68-70.
  10. Tereick, Jana (2016): Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora. Berlin/Boston: De Gruyter, S. 109-128.
  11. Gardt, Andreas (2013): Textanalyse als Basis der Diskursanalyse. Theorie und Methoden. In: Felder, Ekkehard (Hrsg.): Faktizitätsherstellung in Diskursen. Die Macht des Deklarativen, Berlin/New York: De Gruyter, S. 29-55.
  12. Reszke, Paul (2013): Wissensdynamik in der Mediengesellschaft. Der Diskurs über Schulamokläufe. Berlin/Boston: De Gruyter, S. 68-70.
  13. Tereick, Jana (2016): Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora. Berlin/Boston: De Gruyter, S. 109-128.
  14. Reszke, Paul (2013): Wissensdynamik in der Mediengesellschaft. Der Diskurs über Schulamokläufe. Berlin/Boston: De Gruyter, S. 68-70.
  15. Tereick, Jana (2016): Klimawandel im Diskurs. Multimodale Diskursanalyse crossmedialer Korpora. Berlin/Boston: De Gruyter, S. 109-128.



Autor*innen

Erstfassung: Paul Reszke am 11.05.2021. Den genauen Verlauf aller Bearbeitungsschritte können Sie der Versionsgeschichte des Artikels entnehmen; mögliche inhaltliche Diskussionen sind auf der [[Diskussion:Benutzer:Paul.Reszke/Werkstatt|Diskussionsseite]] einsehbar.

Zitiervorlage:
Reszke, Paul (2021): Werkstatt. In: Böhm, Felix; Böhnert, Martin; Reszke, Paul (Hrsg.): Climate Thinking – Ein Living Handbook. Kassel: Universität Kassel. URL=https://wiki.climate-thinking.de/index.php?title=Benutzer:Paul.Reszke/Werkstatt, zuletzt abgerufen am 02.05.2024.