Benutzer: Antonia Pfeil/Werkstatt

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Definition der Begriffe

Mensch

Das maskuline Substantiv Mensch lässt sich aus dem althochdeutschen mennisco ableiten, welches ursprünglich der Männliche bedeutet. Bereits im Mittelhochdeutschen wurde mennisco zu mensche umformuliert. Der Begriff besitzt verschiedene Bedeutungsebenen. Es kann von einem menschlichen Lebewesen oder Individuum ausgegangen werden, welches unter anderem die Fähigkeiten zum eigenen Denken, Sprechen und Entscheiden besitzt. Hierbei wird von dem Menschen als dem Lebewesen ausgegangen, welches am höchsten entwickelt ist. Zusätzlich kann das Substantiv Mensch eine gezielte Persönlichkeit oder eine bestimmte Person meinen und beschreiben. Darüber hinaus kann es sich bei der Begrifflichkeit um eine Form der Anrede handeln, die in der Regel Erstaunen oder Überraschung ausdrückt [1].

Natur

Das feminine Substantiv Natur hat seinen Ursprung im Lateinischen. Hier stand das Wort natura für die Geburt, Schöpfung und alle natürlichen Beschaffenheiten. Das althochdeutsche natūra wandelte sich zu dem mittelhochdeutschen natūre. Allgemein lässt sich unter dem Begriff Natur alles zusammenfassen, was sich sowohl organisch als auch anorganisch ohne den Eingriff von Menschen entwickelt. Zusätzlich umfasst der Begriff alle Tiere, Gewässer, sowie Pflanzen und Gesteine des Planeten Erde. Darüber hinaus kann das Substantiv die Eigenschaften der jeweiligen organischen und anorganischen Erscheinungen beschreiben [2].


Ausführliche Informationen zu den Begriffen

Der Frage danach, was der Mensch ist, beschäftigt die Menschheit bereits seit mehreren Jahrtausenden. Bis heute wird über eine einheitliche Definition darüber, wie das Wesen des Menschen zu beschreiben ist, erfolglos diskutiert. Forscher*innen und Wissenschaftler*innen vermuten unter anderem, dass die Mannigfaltigkeit sowie die Breite des Individuums dazu beitragen, keine einheitliche Definition zu entwickeln. Fest steht jedoch, dass der Mensch die Fähigkeit besitzt, über seine eigene Existenz nachzudenken [3]. Er kann sich als einen Teil der Welt begreifen und evolutionäre Prozesse reflektieren. Aufgrund der Tatsache, dass der Mensch sein Handeln in der Regel frei bestimmen kann, wird ihm die Chance bereitet, sich selbst zu verwirklichen. Trotz dieser besonderen Stellung ist der Mensch im direkten Vergleich zu zahlreichen weiteren Lebewesen teilweise benachteiligt. So ist er beispielsweise noch lange Zeit nach seiner Geburt auf fremde Hilfe angewiesen und auch einige Instinkte sind im Vergleich zu Tieren oftmals unterentwickelt. Darüber hinaus sind der Mensch und sein Überleben von einem gesellschaftlichen Zusammenleben abhängig, sodass er autark nicht überleben könnte [4]. Die Wissenschaft des Menschen, die Anthropologie, wird in vier Hauptrichtungen gegliedert. Eine Richtung ist die medizinisch – biologische Anthropologie, die den Menschen hinsichtlich seiner biologischen und physischen Eigenschaften untersucht und heute vermehrt als Evolutions- und Verhaltensforschung beschrieben wird. Darüber hinaus gibt es die, von Immanuel Kant ausgehende, philosophische Anthropologie welche versucht, den Menschen aus seiner Stellung zur Natur zu verstehen. Zusätzlich besteht die Kultur- und Sozialanthropologie, die sich mit dem Menschen in seinem sozialen und kulturellen Zusammenleben befasst. Zuletzt ist die historische Anthropologie zu nennen, welche den Menschen hinsichtlich der sich verändernden Lebensumstände untersucht (van Oorschot, 2018). Die bereits angesprochene freie Handlungsfähigkeit wirkt sich erwiesenermaßen nicht nur positiv auf den Menschen und das Zusammenleben in einer Gesellschaft und innerhalb der Umwelt aus. Aufgrund seiner besonderen Stellung besitzt er nicht nur die Verantwortung für sich selbst, sondern auch für die Natur und die, ihn umgebende, Umwelt. Theodor Adorno (1975, S. 285) schrieb, dass der Mensch und sein Wesen ,,ein anderes als Natur und doch ein Moment von dieser‘‘ zu verstehen ist. Demnach wird deutlich, dass eine enge Wechselbeziehung zwischen der Menschheit auf der einen und der Natur auf der anderen Seite vorliegt. Ein unverantwortliches Verhalten der Menschheit gegenüber der Natur und Umwelt wird auf unterschiedliche Art und Weise sichtbar. So tragen Menschen Berge ab, organisieren das Ein- und Auslaufen ganzer Seen, bestimmen, welche Organismen wo leben und heben somit den Meeresspiegel an, wodurch es zu einer sicht- und spürbaren Veränderung des Klimas kommt. Das Handeln der Menschen hat darüber hinaus dazu beigetragen, dass mehr als drei Viertel des eisfreien Bodens umgestaltet wurde, sodass dort keine Urnatur vorzufinden ist. Auch die Tatsachen, dass der Mensch seit seiner Existenz über 8 Milliarden Tonnen Kunststoff produziert hat und durch seine Nutztierhaltung 96% der zur Verfügung stehenden Biomasse beansprucht, bestätigt die Annahme, dass das Erdsystem größtenteils unumkehrbar verändert wurde. Aus diesem Anlass nutzte Paul Crutzen im Jahr 2000 bei einer wissenschaftlichen Tagung erstmals den Begriff des Anthropozäns. Unter dieser Begrifflichkeit ist ein neues Erdzeitalter zu verstehen, welches das Erdzeitalter des Holozäns ablöst (Leinfelder, 2020). Dabei ist das Anthropozän ein Zeitalter, welches die Menschheit durch ihr zuvor beschriebenes Handeln zu verantworten hat und welches in der Wissenschaft in einen direkten Zusammenhang zur präsenten Umweltkrise gebracht wird. Hierbei wird das Anthropozän als eine Konsequenz des menschlichen Handelns und den Einfluss auf die Umwelt verstanden (Voigt, 2020a). Es ist von besonderer Bedeutung und für das Verständnis von Natur essentiell, dass die Wissenschaft von dem Naturbegriff im Plural spricht. Denn einen Naturbegriff gibt es demzufolge nicht. Hierbei ist jedoch zu ergänzen, dass der ökologische Naturbegriff der Gegenwart in der Wissenschaft den höchsten Stellenwert hat. Der ökologische Naturbegriff betrachtet die Natur als Biosphäre. Dies bedeutet, dass unter Natur alle lebenden Organismen, jegliche Ökosysteme und was durch diese beeinflusst wird, zusammenfasst (Soentgen, 2020). Dass sich die Natur in einem von Menschen beeinflussten Wandel befindet und daher vom Anthropozän gesprochen werden kann, wird durch die sichtbaren und wissenschaftlich belegten Fakten deutlich. Die Weltmeere versauern, die Oberflächentemperatur steigt stetig an, radioaktive Substanzen werden freigesetzt, lebenswichtige Ressourcen, wie trinkbares Wasser schwinden, die biologische Vielfalt nimmt durch das Artensterben weiter ab und extreme Wetterereignisse häufen sich, was besonders in Deutschland, genauer im Ahrtal, im Sommer 2021 spürbar wird (Voigt, 2020a). Es wurde bereits angesprochen, dass das Anthropozän auch mit einer Umweltkrise in Verbindung gebracht wird. Bereits nach diesem Einstieg in den Naturbegriff wird deutlich, dass eine genaue Abgrenzung zum Menschen und dem menschlichen Handel unmöglich erscheint. Dieses Phänomen lässt sich auch in der Klimaliteratur erkennen. Hier wird die Thematik des Klimawandels in der Regel mit dem menschlichen Handeln oder als Reaktion auf dieses in Verbindung gebracht. Das folgende Kapitel soll das Gegensatzpaar Mensch vs. Natur innerhalb der Klimaliteratur untersuchen und analysieren.


Analyse des Gegensatzpaares anhand ausgewählter Beispiele aus der Klimaliteratur

Ein Beispiel dafür, dass der Mensch in der Klimaliteratur für die bestehende und präsente Umweltkrise verantwortlich gemacht wird, bietet der Roman 2084 Noras Welt, der 2013 von Jostein Gaarder veröffentlicht wurde. In dieser Geschichte wird immer wieder ein vorausschauender Blick auf das Jahr 2084 geworfen, in dem die Welt von Klimaflüchtlingen, dem zahlreichen Aussterben von Tier- und Pflanzenarten und einer zunehmenden Digitalisierung gekennzeichnet ist. Die 16-jährige Nora, die in der Gegenwart lebt wird wiederkehrend von ihrer zukünftigen Urenkelin Nova träumt, spricht immer wieder direkt die Rezipient*innen an. Sie vertritt unter anderem die Meinung, dass sowohl die Bedrohung der biologischen Vielfalt als auch die direkte Umweltkrise durch den Menschen und dessen Gier zu verantworten sind. Zusätzlich mahnt sie die Rezipient*innen dazu an, dass die Menschheit der Gegenwart ihren Nachkommen keinen Planeten hinterlassen sollte, der nicht schlechter ist als der der Gegenwart. Darüber hinaus wird der Mensch als Ursache des Verlustes der biologischen Vielfalt genannt und für das Ausrotten anderer Lebensformen verantwortlich gemacht. Ein Beispiel wird innerhalb des Romans anhand von Flugreisen hergestellt. Nora selbst liest in einem Artikel, ,,dass ein Flugzeug, das von Oslo nach New York flog, dem Klima denselben Schaden zufügte wie 50.000 Privatwagen im Laufe eines Tages‘‘ [5]. Ebenfalls wird in dem Roman das Anthropozän als neue, durch den Menschen herbeigeführte, geologische Epoche genannt. Der Roman lässt durch diese Beispiele einen direkten Zusammenhang zwischen dem menschlichen Handeln und dem Klimawandel entstehen. Ein weiteres literarisches Beispiel für anthropogene Auswirkungen auf den Klimawandel bietet die dystopische Trilogie Die Tribute von Panem. In der Romanreihe hat das sozial gehobene Kapitol die Möglichkeiten, in den sogenannten jährlich stattfinden Hungerspielen, direkt auf die Natur und Wetterereignisse einzugreifen und diese zu steuern. Es kommt zu einer künstlichen Entstehung von Säugetieren, lebensbedrohlicher Nebel entsteht, ein Gewitter wird eingeleitet und Flutwellen werden hergestellt [6]. Zusätzlich stellt der Roman Ein Freund der Erde von Tom Coraghessan ,,T. C.‘‘ Boyle die Verhältnisse von Mensch und Natur innerhalb der Klimaliteratur dar. Der Protagonist Tyrone ,,Ty‘‘ O’Shaughnessy Tierwate beschreibt extreme Wetterereignisse, die sich häufen und ein geregeltes Leben auf dem Planeten Erde weiter erschweren. Innerhalb des Romans wird das Klonen von Säugetierarten durch menschliches Handeln beschrieben und thematisiert [7]. Bereits hierdurch wird verdeutlicht, dass das anthropogene Handeln direkt in die Natur eingreift. Anthropogenes Handeln wird innerhalb des Romans für den Klimawandel verantwortlich gemacht.

Fazit

Abschließend lässt sich festhalten, dass der Mensch und das menschliche Handeln einen direkten Einfluss auf die Natur und ihre Veränderungen haben. Obwohl die Menschen für die durch sie entstandenen Probleme nicht verantwortlich gemacht werden wollen, sind die Eingriffe in die Natur geologisch nachweisbar. Die Tatsache, dass der Mensch jedoch die Möglichkeit hat, auf die Umweltkrise zu reagieren, lässt die Hoffnung bestehen, diese Krise gezielt entgegenzuwirken. Es kann jedoch gesagt werden, dass allein der Ausruf des Anthropozäns nicht ausreicht, um die klimabedingten Probleme des Planeten Erde zu lösen. Dringlicher ist es, dass die zunehmende Problematik des Klimawandels für die Menschheit präsent ist und diese damit konfrontiert. Für ein solches Bewusstsein der präsenten Umweltkrise eignet sich innerhalb der Literatur die Klimaliteratur. Sie greift akute Probleme, die durch die Umweltkrise entstehen, auf und erzählt die wissenschaftlichen Daten und Erkenntnisse in ansprechenden Geschichten. Die Erzählungen sollen die Handlungsdringlichkeit der Menschen fördern und dazu beitragen, dass sich diese mit der Klimakrise auseinandersetzen. Durch einen wiederkehrenden Bezug zu anthropogenen Ursachen für den Wandel des Klimas werden Rezipient*innen direkt angesprochen und können demzufolge ihr eigenes Handeln reflektieren und gegebenenfalls verändern. Hierzu eignen sich unter anderem die Romane 2084 Noras Welt, Ein Freund der Erde oder die dystopische Romanreihe Die Tribute von Panem.

Belege

  1. Dudenredaktion (o. J.) (2022): Mensch. In: https://www.duden.de/rechtschreibung/Mensch_Lebewesen_Individuum.
  2. Dudenredaktion (o. J.) (2022): Natur. In: https://www.duden.de/rechtschreibung/Natur.
  3. Lindenau, Mathias; Meier Kressig, Marcel (2015): Einleitung. In: Lindenau, Mathias; Meier Kressig, Marcel (Hrsg.): Was ist der Mensch?, Bielefeld: Transcrip, S. 7-14.
  4. Lindenau, Mathias; Meier Kressig, Marcel (2015): Einleitung. In: Lindenau, Mathias; Meier Kressig, Marcel (Hrsg.): Was ist der Mensch?, Bielefeld: Transcrip, S. 7-14.
  5. Gaarder, Jostein (2019): 2084 Noras Welt. München: Deutscher Taschenbuchverlag, S. 66.
  6. Collins, Suzanne (2010): Die Tribute von Panem - Gefährliche Liebe. Hamburg: Friedrich Oetinger.
  7. Boyle, Tom Coraghessan (2009): Ein Freund der Erde. München: Deutscher Taschenbuchverlag.

Adorno, T. (1975). Negative Dialektik. o. A: Frankfurt am Main.

Leinfelder, R. (2020). Das Anthropozän. Von der geowissenschaftlichen Analyse zur Zukunftsverantwortung. In: T. Heichele (Hrsg.). Mensch – Natur – Technik. Philosophie für das Anthropozän. Aschendorff: Münster.

Soentgen, J. (2020). Der ökologische Naturbegriff. In: T. Heichele (Hrsg.). Mensch – Natur – Technik. Philosophie für das Anthropozän. Aschendorff: Münster.

van Oorschot, J. (2018). Die Frage nach dem Menschen und die Anthropologien. In: J. van Oorschot (Hrsg.). Mensch. Mohr Siebeck: Tübingen.

Voigt, U. (2020a). Das Anthropozän als geistige Umweltkriese. In: T. Heichele (Hrsg.). Mensch – Natur – Technik. Philosophie für das Anthropozän. Aschendorff: Münster.

Voigt, U. (2020b). Was tun im Anthropozän? Vom Umgang mit der geistigen Umweltkrise. In: T. Heichele (Hrsg.). Mensch – Natur – Technik. Philosophie für das Anthropozän. Aschendorff: Münster.